Bei Auf­for­de­rung zur Man­gel­be­sei­ti­gung immer Frist­set­zung erforderlich!

Anmer­kung zu: OLG Mün­chen, Urteil vom 13.03.2012, 9 U 2658/11

Der Unter­neh­mer (U) soll für den Auf­trag­ge­ber (AG) eine Hei­zungs­an­la­ge er-neu­ern. Zum Abnah­me­ter­min rügt ein Pri­vat­gut­ach­ter Män­gel an der Hei­zungs-anla­ge. Mit Anwalts­schrei­ben über­sen­det der AG dem U das Gut­ach­ten des Sach-ver­stän­di­gen und kün­digt zugleich das bestehen­de Ver­trags­ver­hält­nis frist­los. In die­sem Schrei­ben wird außer­dem ange­kün­digt, dass die Man­gel­be­sei­ti­gung von einem ande­ren Unter­neh­mer aus­ge­führt wird. Der AG ist der Mei­nung, dass eine noch­ma­li­ge Frist­set­zung zur Man­gel­be­sei­ti­gung ent­behr­lich ist, da U bereits erfolg­los Man­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten durch­ge­führt hat. Bereits 14 Tage nach dem Kün­di­gungs­schrei­ben wer­den die Ersatz­vor­nah­me­ar­bei­ten ausgeführt.

Die Ersatz­vor­nah­me­kos­ten macht der AG erfolg­los gericht­lich gel­tend. Das OLG führt aus, dass die Vor­aus­set­zun­gen für die Erstat­tung von Selbst­vor­nah­me­kos­ten nicht vor­lie­gen, da der AG die nach § 637 Abs. 1 BGB erfor­der­li­che Frist zur Nach­er­fül­lung nicht gesetzt hat. Erst nach frucht­lo­sem Ablauf der ange­mes­se­nen Frist zur Nach­er­fül­lung kann der AG die sekun­dä­ren Män­gel­rech­te gel­tend machen.

Die Frist­set­zung war vor­lie­gend auch nicht ent­behr­lich. Es gab weder eine end-gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung der Nach­er­fül­lung noch lag eine Unzu­mut­bar­keit der Nach-bes­se­rung vor. Jeden­falls hät­te der AG zur Dar­le­gung der Ent­behr­lich­keit einer Frist­set­zung vor­tra­gen müs­sen, wel­che kon­kre­ten Män­gel bereits gerügt wor­den waren, zu wel­chem Zeit­punkt die Män­gel­rü­ge erfolg­te und wel­che Tätig­keit der U dar­auf­hin ent­fal­te­te, um die genaue Zahl, Art und Schwe­re von Män­geln und die Reak­ti­on des U ver­läss­lich beur­tei­len zu können.

Hin­weis:
Das Recht des U zur Nach­er­fül­lung wird nur in weni­gen Aus­nah­me­fäl­len ein­ge-schränkt. Die Beweis­last für die­se Aus­nah­me­fäl­le trägt regel­mä­ßig der AG. Aus die­sem Grund soll­te eine kon­kre­te Auf­for­de­rung zur Man­gel­be­sei­ti­gung immer mit einer Frist­set­zung ver­bun­den werden.