Indiz für ille­ga­le Arbeit­neh­mer­über­las­sung durch Werk­zeug­über­las­sung an Nachunternehmer!

Anmer­kung zu: LSG Baden-Würt­tem­berg, Urteil vom 16.10.2012, Az. L 11 KR 19/11

Die Deut­sche Ren­ten­ver­si­che­rung (DRV) for­der­te Anfang 2008 bei einem Bau­un­ter­neh­mer (B) Bei­trä­ge zur Sozi­al­ver­si­che­rung nach. B hat­te über eine Bau­dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft fünf Polen mit dem Aus­fu­gen von Sicht­mau­er­werk beschäf­tigt. Die Bau­dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft hat­te kei­ne Geneh­mi­gung zur Arbeit­neh­mer­über­las­sung. Die pol­ni­schen Arbei­ter wur­den wöchent­lich nach Maß­ga­be der geleis­te­ten Arbeits­stun­den zu einem bestimm­ten Stun­den­lohn ver­gü­tet. Alle Arbei­ten führ­ten die pol­ni­schen Arbei­ter mit Mate­ri­al und Werk­zeug des B aus. B ging davon aus, dass die Polen für einen Nach­un­ter­neh­mer tätig wer­den und dass mit der Bau­dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft ein Werk­ver­trag besteht.

Das Sozi­al­ge­richt hat­te zunächst der Kla­ge des B gegen den Bescheid der Ren­ten­ver­si­che­rung statt­ge­ge­ben. Die DRV leg­te hier­ge­gen Beru­fung ein.

Mit Erfolg!

Der Nach­for­de­rungs­be­scheid war zu Recht ergan­gen. B haf­tet für die Zah­lung des Gesamt­so­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­tra­ges wegen ille­ga­ler Arbeit­neh­mer­über­las­sung. Es lag kein Werk­ver­trags­ver­hält­nis vor. Das LSG Baden-Würt­tem­berg hat­te Werk­un­ter­neh­mer­schaft und ille­ga­le Arbeit­neh­mer­über­las­sung abzu­gren­zen. Dabei ist abzu­stel­len auf den tat­säch­li­chen Geschäfts­in­halt und nicht auf die durch die Betei­lig­ten gewähl­ten Ver­trags­be­zeich­nun­gen an sich. Die vor­lie­gen­den tat­säch­li­chen Sach­ver­halts­mo­men­te spra­chen für Arbeit­neh­mer­über­las­sung. Die aus­ge­führ­ten Arbei­ten wur­den vom B täg­lich vor Ort kon­trol­liert und ggf. vom Polier des B sofort bean­stan­det. Es wur­de nach Stun­den abge­rech­net und nicht ent­spre­chend des erziel­ten Erfolges.

Nach der Ansicht des LSG Baden-Würt­tem­berg hät­te sich dem B auf­drän­gen müs­sen, dass der Ent­lei­her, also die Bau­dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft, außer der Über­las­sung von Arbeit­neh­mern kei­ne Werk­leis­tun­gen erbrach­te und erbrin­gen konnte.

Hin­weis:
Die Ver­jäh­rungs­frist für die Erhe­bung von Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­gen beträgt vier Jah­re nach Ablauf des Kalen­der­jah­res ihrer Fäl­lig­keit. Sicher­heits­hal­ber soll­te bei Zwei­feln dar­an, ob tat­säch­lich ein Nach­un­ter­neh­mer­ein­satz oder ille­ga­le Arbeit­neh­mer­über­las­sung vor­liegt, eine Anfra­ge an die Kran­ken­kas­se oder den Ren­ten­ver­si­che­rungs­trä­ger gerich­tet werden.