Zim­mer­mann haf­tet nach 12 Jah­ren noch für Sturmschäden!

Anmer­kung zu: OLG Hamm, Beschluss vom 23.09.2014, Az: 21 U 055/12

Ein Gebäu­de­ver­si­che­rer will von einem Zim­mer­mann 400.000,00 € wegen eines Sturm­scha­dens für einen 2007 errich­te­ten Dach­stuhl. Das Dach war vom Sturm „Kyrill“, der im Ort des Bau­vor­ha­bens in Ost­west­fa­len Wind­ge­schwin­dig­kei­ten von bis 130 km/h erreich­te, abge­ho­ben wor­den und hat ein Nach­bar­ge­bäu­de beschä­digt. Unmit­tel­bar nach dem Scha­dens­er­eig­nis haben Zeu­gen kei­ne Anhalts­punk­te dafür gefun­den, dass die erfor­der­li­che Siche­rung des Daches gegen Anhe­ben zur Schaf­fung einer hin­rei­chen­den Ver­bin­dung zwi­schen den soge­nann­ten „Auf­schieb­lin­gen“ und der Ring­bal­ken­la­ge her­ge­stellt war. Das bestrei­tet der Zim­mer­mann und behaup­tet, er habe die Absi­che­rung mit­tels Holz­la­schen durchgeführt. 

Die Kla­ge hat­te Erfolg.

Der Gerichts­sach­ver­stän­di­ge hat eben­falls kei­ne Anhalts­punk­te für die eigent­lich erfor­der­li­chen Ris­pen­bän­der gefun­den. Selbst die behaup­te­te Ver­na­ge­lung mit­tels Holz­la­schen hät­te den gege­be­nen Wind­ge­schwin­dig­kei­ten eben­falls stand­hal­ten müs­sen. Damit sei ein gra­vie­ren­der Man­gel der Dach­kon­struk­ti­on bewiesen. 

Ein unent­deckt geblie­be­ner Man­gel an einem beson­ders wich­ti­gen Gewerk las­se den Schluss auf eine man­gel­haf­te Orga­ni­sa­ti­on des Zim­mer­man­nes bei der Her­stel­lung des Daches zu, so dass die­ser sich so behan­deln las­sen muss, als hät­te er den Man­gel arg­lis­tig verschwiegen. 

Hin­weis:

Der Zim­mer­mann wird ver­ur­teilt, obwohl die Ver­si­che­rung gegen sog. Voll­be­weis eines man­gel­haf­ten Wer­kes schul­dig geblie­ben ist.

Es ist anhand der Beweis­auf­nah­me nach­voll­zieh­bar, dass ande­re Kau­sal­ver­läu­fe nicht erkenn­bar waren. Auch der BGH hat schon ent­schie­den, dass allein die Schwe­re eines Bau­man­gels grund­sätz­lich nicht den Rück­schluss auf eine der­art schwe­re Ver­let­zung der Oblie­gen­heit, eine arbeits­tei­li­ge Bau­über­wa­chung rich­tig zu orga­ni­sie­ren, zulas­se. Der Unter­neh­mer muss aber nach­wei­sen, dass die not­wen­di­ge Bau­lei­tung sorg­fäl­tig aus­ge­sucht und ein­ge­setzt wur­de, erst dann ist die Schwe­re des Man­gels unerheblich.