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Gel­tend­ma­chung von Män­gel­rech­ten vor Abnah­me möglich?

Anmer­kung zu: BGH Urteil vom 12.05.2016, Az. VII ZR 171/15

Der Bau­trä­ger (BT) hat in die Gemein­schafts­ord­nung eine AGB-recht­lich unwirk­sa­me Abnah­me­re­ge­lung auf­ge­nom­men. Die Eigen­tü­mer­ver­samm­lung hat einen dar­auf auf­bau­en­den und damit nich­ti­gen Beschluss gefasst. Die erklär­te Abnah­me des Gemein­schafts­ei­gen­tums ist somit eben­falls unwirk­sam. Die Erwer­ber ver­lan­gen Kos­ten­vor­schuss zur Man­gel­be­sei­ti­gung. Der BT wen­det ein, dass man­gels Abnah­me Män­gel­rech­te über­haupt noch nicht gel­tend gemacht wer­den können. 

Im Ergeb­nis sieht dies der BGH eben­so. Aller­dings ent­schei­det er die Fra­ge, ob vor Abnah­me bereits Män­gel­rech­te gel­tend gemacht wer­den kön­nen, nach wie vor nicht. 

Der BGH begrün­det sei­ne Ent­schei­dung damit, dass der BT als Ver­wen­der der unwirk­sa­men For­mu­lie­rung sich nach Treu und Glau­ben gemäß § 242 BGB nicht auf die­se unwirk­sa­me For­mu­lie­rung stüt­zen kann. Die Inhalts­kon­trol­le von All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen dient aus­schließ­lich dem Schutz des Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders, hier also dem Erwerber.

Der Ver­wen­der, hier der BT, darf aus der Unwirk­sam­keit der von ihm zur Ver­wen­dung gestell­ten Klau­sel kei­ne Vor­tei­le ziehen. 

Hin­weis:

Im Ergeb­nis ist fest­zu­hal­ten, dass Erwer­ber im Fal­le des Feh­lens einer Abnah­me nicht schlech­ter ste­hen dür­fen, als bei einer Abnah­me unter Vor­be­halt. Dem­zu­fol­ge ist es sach­ge­recht, den Erwer­bern Män­gel­rech­te zuzu­ge­ste­hen, wenn der BT das Werk aus sei­ner Sicht fer­tig gestellt und abnah­me­r­eif abge­lie­fert hat.